Das Jüdische Museum der Stadt Frankfurt am Main ist das älteste eigenständige Jüdische Museum der Bundesrepublik Deutschland. Es wurde am 9. November 1988, dem 50. Jahrestag des Novemberpogroms, von Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet.
Die Erweiterung wurde im Sommer 2015 vom Frankfurter Magistrat bewilligt und zu diesem Zweck von der öffentlichen Hand 50 Millionen Euro bereitgestellt. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde das Museum am 21. Oktober 2020 wieder für die Öffentlichkeit eröffnet.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist die Geschichte von drei jüdischen Familien mit einem sehr unterschiedlichen Hintergrund. Da ist zuerst die Geschichte der Familie Frank, einer hochgebildeten gut integrierten bürgerlichen Familie. Ein Teil flüchtete bereits 1933 in die Schweiz mit einem großen Teil des Familienvermögens, die Familie Otto Frank nach Amsterdam, wo Anne Frank ihr weltberühmtes Tagebuch schrieb. Dem Schweizer Zweig ist es zu verdanken, dass es heute so viele Ausstellungsstücke gibt.
Weiter ging die Führung zur Familie Rothschild, die das Palais als Wohnhaus erworben hatte und dort die erste öffentliche Bibliothek in Frankfurt einrichtete. Drei prachtvoll gestaltete Zimmer sind noch im Original erhalten. Der große Reichtum der Familie ging einher mit einer nahezu ebenso großen Spendenbereitschaft, wovon heute noch viele Einrichtungen in Frankfurt zeugen, wie z.B. der Rothschildpark.
Wieder völlig anders die Geschichte der Familie Senger, überzeugten Kommunisten mit Wurzeln in der Ukraine, die vor Stalin nach Frankfurt geflohen waren und den Holocaust aufgrund einer Reihe glücklicher Umstände unbeschadet überlebten. Dieser von Demokratie Leben geförderte Museumsbesuch machte sehr deutlich, dass das von den Nazis gezeichnete Bild des Juden als Urheber alles Unheils eine krasse Verzerrung der Tatsachen war.
Nach der Mittagspause ging es dann in die von 1908 bis 1910 im Jugendstil erbaute Westendsynagoge. Es war die letzte der vier großen Synagogen in Frankfurt. Der Bau wurde erforderlich, da die jüdische Gemeinde, die größte seinerzeit in Deutschland, ständig wuchs und die verschiedenen Glaubensrichtungen (liberal, orthodox, Austrittsgemeinde) ihr jeweils eigenes Gotteshaus wollten. Sie ist die einzige, die die Kristallnacht äußerlich unzerstört überlebt hat. Nur die Inneneinrichtung wurde geraubt und die Synagoge geschändet.
Von 1948 bis 1950 wurde sie dann weitestgehend im alten Stil wiederhergerichtet. Es ist ein aktives Gotteshaus, das von den auf wieder 6.250 angewachsenen Gemeindemitgliedern zum Sabbat, dem Hauptgottesdienst am Samstagvormittag, auch rege besucht wird. Die prächtige Inneneinrichtung und verschiedene Riten der jüdischen Gemeinde wurden den Besucher/innen von einem jungen Kantor erläutert. So müssen z.B. junge Männer bei ihrer Bar Mitzwa, vergleichbar mit der Konfirmation, einen Auszug aus der Thora auf Hebräisch vorlesen, einer uralten Sprache, in der auch die Gottesdienste gefeiert werden. Zum Glück gibt es Gebetsbücher, die die hebräischen Buchstaben transkribieren und die auch eine deutsche Übersetzung enthalten. Zum Abschluss des Rundgangs führte er uns dann auch noch in die kleine Synagoge, die mehr als Gebetsraum dient. Sie war früher das Trauzimmer und liegt hinter der großen Hauptsynagoge.
Es war ein sehr lohnender Ausflug. Gerade angesichts des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland ist eine sachbezogene Auseinandersetzung mit den jüdischen Wurzeln in Frankfurt wichtig.