Vogelsberger Kultur- und Geschichtsverein besucht Echzell (2015)

Das Gebiet von Echzell in der Wetterau ist seit etwa 5000 vor Christus besiedelt. Das wird im kleinen Heimatmuseum durch archäologische Funde belegt wie sorgfältig und liebevoll verzierten Gefäße aus der Bandkeramischen und der Rössener Kultur (5.-4-Jh.v. Chr.). Das Museum wurde 1987 auf Anregung des örtlichen Heimat- und Geschichtsvereins mit Unterstützung der Gemeinde gegründet. Georg Renner, der Ehrenvorsitzende des Vereins, gab der Schottener Gruppe anhand der Exponate und Funde einen Überblick über die Geschichte Echzells.

Eine wichtige Bedeutung erhielt Echzell am Übergang vom 1. zum 2. Jh. als einer der Grenzorte des römischen Reiches. Mit einer Größe von 5,2 Hektar und einer Besatzung von 1000 Soldaten war das Limeskartell am Obergermanisch-Raetischen Limes nahezu doppelt so groß wie das wesentlich bekanntere Kastell an der Saalburg. Im Museum sind viele Funde aus dem Kastellgelände und aus der das Kastell umgebenden Zivilsiedlung, dem Vicus, ausgestellt, vor allem Geschirr, Münzen, Schmuck und Werkzeuge. Ein besonders schönes Ausstellungsstück ist die Replik einer Jupitersäule, die aus über 3.000 Fundstücken rekonstruiert wurde. Der Text auf der Säule weist darauf hin, dass sie von einem ehemaligen Soldat des Kastells gestiftet wurde. Die Säule steht zwischen Museum und Kirche.

 

Replik einer Jupitersäule

Beim Einbau einer Heizung wurden unter den Mauern der Kirche die Reste des römischen Bades gefunden, das etwa ein Viertel größer war als die Kirche selbst. Ein Teil der römischen Mauern dienen der Kirche als Fundament. Hier konnten sich die Soldaten und die Zivilbevölkerung erholen. Es gab eine Heizung, ein Dampfbad, Warm- und Kaltbäder sowie fließend warmes und kaltes Wasser. Die Fenster waren verglast. Ein dort aufgefundenes außerordentlich schönes und wertvolles Fresko wird im Saalburgmuseum gezeigt. In Echzell konnten die Besucher lediglich eine Kopie bewundern.

Wenn das Kastell in Echzell so viel bedeutender war als die Saalburg, warum konnte es so in Vergessenheit geraten, war die Frage, die sich den Besuchern stellte. Wie immer ist es der Einfluss der handelnden Personen, hier Kaiser Wilhelms II. Er kurte regelmäßig in Bad Homburg und sorgte als Bewahrer der Geschichte dafür, dass die vor den Toren der Stadt liegende Saalburg rekonstruiert wurde.

Auch die mittelalterliche Geschichte Echzells ist erwähnenswert. Der Ort wurde 782 von Karl dem Großen durch eine Schenkungsurkunde dem Kloster Fulda vermacht. Die Urkunde ist als Faksimile ausgestellt.

Ein letzter Schwerpunkt war die durch Urkunden, Fotos und Gerätschaften präsentierte Echzeller Apotheke, die seit 1770 privilegiert ist, was damals für so kleine Orte sehr selten war.

Bei der abschließenden Kaffeepause in der Weinscheune waren viele Teilnehmer erstaunt, wie wenig sie von dieser so nahen Heimat bisher wussten.