Das Ruhrgebiet war lange das industrielle Herz Deutschlands. Nach der Schließung der Zechen und der Stilllegung der Stahlindustrie befindet es sich in einem tiefgreifenden Wandel auf der Suche nach neuen Arbeitsplätzen. Nur Wenigen ist bewusst, dass das Ruhrgebiet auch eine uralte Kulturlandschaft ist und mehrere Städte wie Dortmund oder Hattingen auch der Hanse angehörten.
Die Besucher aus dem Vogelsberg waren überrascht, wie vielfältig sich das Ruhrgebiet präsentiert und welchen Lebensmut man dort trotz des Verlustes von mehreren zehntausenden Arbeitsplätzen vorfindet.
Unser erstes Ziel Dortmund war wie die meisten Ruhrgebietsstädte zu über 90 Prozent im Krieg zerstört worden. Nur einige Kirchen hat man wieder aufgebaut. So zum Beispiel die St. Petri Kirche mit dem „Goldenen Wunder“, einem Altar aus der Kunstwerkstatt Antwerpen. 633 in Eichenholz geschnitzte und vergoldete Figuren stellen Szenen aus der Bibel dar. Im Dortmunder U, früher das Gebäude der Union Brauerei, heute Museum, gab es auf dem Dach eine Rundumsicht auf die Stadt. Ein Pastor erläuterte dann sehr lebendig und mit vielen Anekdoten die Gründung des BVB, dem einzigen Bundesligaverein, dessen Gründung in einer Kirche erfolgte.
Ein Höhepunkt war dann der Besuch der Ausstellung „Wunder der Natur“ im Gasometer Oberhausen. Der Gasometer war der größte in Europa und ist als Industriedenkmal an sich schon beeindruckend. Die wunderbaren Tierfotos von Fotografen aus aller Welt wurden begleitet von Geschichten über die einzigartigen Verhaltensweisen dieser Spezies. Im Anschluss wurde die Weltkugel besichtigt, die frei im Raum schwebt und Ansichten aus dem Weltraum zeigt.
Auf dem Rückweg machen wir Halt bei der Merkez-Moschee. Wir werden sehr freundlich empfangen und dürfen den Innenraum dieser größten Moschee in Europa auch besichtigen. Als dann allerdings das Gespräch auf die aktuelle Situation in der Türkei kommt, merken wir sehr schnell, dass wir es hier mit linientreuen Anhängern Erdogans zu tun haben. Ihr Hodscha wird vom türkischen Staat bezahlt und die Freitags-Predigt in Ankara formuliert.
Eine Fahrt durch den größten Binnenhafen Europas in Duisburg Ruhrort durfte nicht fehlen. Dem schloss sich ein Besuch in der Zeche Zollverein an, einst eine der modernsten Kohlegruben der Welt, heute Industriedenkmal und UNESCO Welterbe. Die Führung durch die riesige Anlage vermittelte eindringlich, wie hart die Arbeit der Bergleute vor allem im vorigen und vorvorigen Jahrhundert war.
Da durfte ein Besuch der Villa Hügel nicht fehlen, dem riesigen Wohnhaus der Industriellenfamilie Krupp, der mit Stahlproduktion und vor allem der Erfindung des nahtlosen Rades immense Reichtümer anhäufte und das in der Ausstattung des Hauses auch sehr deutlich zeigte.
Unendlich kostbar sind auch die goldenen Vortragekreuze in der Essener Domschatzkammer, deren Besuch ebenfalls auf dem Programm stand. Auf dem hölzernen Schaft sind in Gold getriebene Figuren zu sehen. Am Schaft eine Emailtafel mit Bildern der Fürstäbtissinnen aus ottonischem Geschlecht, die im 10. Jahrhundert die Stadt regierten.
Den Abschluss bildete ein Rundgang durch das mittelalterliche Hattingen mit seiner wunderhübsch restaurierten Altstadt.
Unsere letzte Station war ein Besuch der Dorfkirche in Stiepel, wo bei Restaurierungsarbeiten Fresken mit Darstellungen des Kindermords von Bethlehem und der Schaffung von Adam und Eva und ihrer Vertreibung aus dem Paradies gefunden wurden.
Mehr als einmal wurde hervorgehoben, wie grün sich die Landschaft präsentiert und wie wenig sich die Vorurteile bestätigten, die sich mit dem Begriff „Ruhrgebiet“ verbinden. Da auch das Wetter sich von seiner besten Seite zeigte waren alle Teilnehmer/innen rundum zufrieden.