Jahresfahrt 2022 ins Münsterland

Vom 28. bis zum 31. Juli 2022 fuhr der Vogelsberger Kultur- und Geschichtsverein mit 30 Teilnehmer*innen ins Münsterland. 

Unsere Stationen waren das kleine Städtchen Werne und das „Westfälische Versailles“: Schloss Nordkirchen.

 In  Münster übernachteten wir im Johanniter Gästehaus und besichtigten die Stadt des Westfälischen Friedens und den Mühlenhof. 

  Am dritten Tag fuhren wir nach  Billerbeck (Stadt der Ludgerus-Verehrung) und besuchten die Burg Hülshoff, wo die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff geboren wurde.

 Unsere letzten Ziele waren Soest und die Möhnetalsperre.

 Hier ein kleiner Bericht.

 Außerdem erhalten alle Teilnehmer*innen eine ausführlichen Bericht. 

Donnerstag, 28. Juli

Werne

Unsere erste Station ist Werne, ein kleines Städtchen im Münsterland.

Mitten in der Werner Altstadt liegt St. Christophorus, eine katholische Pfarrkirche. Christophorus wird häufig als Riese mit Stab dargestellt, der das Jesuskind über einen Fluss trägt. So auch in dieser Kirche.

Christophorus wollte der Sage nach dem „Mächtigsten der Welt“ dienen. Ein kleines Kind über den Fluss zu tragen, dürfte da ja nur ein „Kinderspiel“ sein, so seine Meinung. Das Kind wurde aber immer schwerer. Nur mit Mühe gelangte er mit dem Kind an das andere Ufer. Er trug Jesus, der danach zu ihm sagte: „Du hast den Mächtigsten der Welt getragen“ – also ihm gedient.

St. Christopherus

1659 ließen sich drei Kapuzinerbrüder in Werne nieder. Sie sollten für das Seelenheil der Bevölkerung sorgen. Die Brüder lebten getreu den Regeln des heiligen Franz von Assisi. Die Hilfe und der Einsatz für notleidende Menschen standen im Vordergrund. Das Kloster exisiert noch heute. Die Wertschätzung für die verbliebenen 4 Patres (zwischen 55 und 90 Jahre alt) zeigt sich noch heute an der vollen Kirche beim Gottesdienst. Nach unserer Stadtführerin haben sie einen besondernen Draht zu den Menschen.

Historisches Rathaus in Werne

Die Altstadt von Werl hatte mehrere zweckbezogene Marktplätze, so den der Bauern, der Handwerker und noch heute den Wochenmarkt auf dem historischen Marktplatz vor dem Historischen Rathaus. Das wurde von 1512 bis 1514 erbaut. Es hat einen Dreistaffelgiebel und eine Wappentafel (1561) und gilt als ein Beispiel für den münsterländischen Profanbau.

Schloss Nordkirchen

Unsere nächste Station ist das Schloss Nordkirchen. Es ist eine barocke Schossanlage im südlichen Münsterland und liegt gut 25 Kilometer vor Münster. Das denkmalgeschützte Wasserschoss ist die größte und bedeutendste Barockresidenz Westfalens und wird aufgrund seiner Ausmaße und architektonischen Gestaltung auch als das „Westfälische Versailles“ bezeichnet.

Schloss Nordkirchen

Seit 1948 ist das Schloss also die Ausbildungsstätte für die Finanzbeamten in Nordrhein-Westfalen. 

Sehr schön ist aber der Blick in den barocken Garten, der dem Vorbild von Versailles nachempfunden ist.

Barocker Schlossgarten

Im Gästehaus der Johanniter in Münster

Durch eine ganz andere Landschaft als im Vogelsberg fahren wir weiter nach Münster. Jutta hat im Gästehaus der Johanniter am Rand der Innenstadt unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte gebucht. Das Gästehaus erweist sich als eine Einrichtung mit gutem Hotelstandard. 

Freitag, 29. Juli

Stadtrundgang in Münster

 Wir haben den Eindruck, das Münster unbeschadet durch den 2. Weltkrieg gekommen sei. Falsch: Münster war total zerstört. Es gab nach dem Krieg mehrere Optionen. Die Stadtväter (vielleicht auch Mütter?) entschieden sich auf Druck der Bürger*innen für die Rekonstruktion der Altstadt. Der Grundriss sollte bestehen bleiben und Neubauten hatten sich den erhaltenen Gebäuden anzupassen.

Wiederaufgebaute Kaufmannshäuser

Unser Rundgang beginnt auf dem Prinzipalmarkt vor den Fassaden des nach dem Krieg wieder aufgebauten Rathauses und weiteren Kaufmannshäusern. Das Rathaus hat für die Münsteraner und darüber hinaus eine große symbolische Bedeutung, wurde doch hier am 24. Oktober 1648 der Westfälische Frieden unterzeichnet. Vorausgegangen war ein fünf Jahre währender Friedenskongress aller Kriegsparteien, der zugleich in Münster (katholische Kriegsparteien) und Osnabrück (evangelische Kriegsparteien) tagte. Es war der erste internationale Kongress, auf dem nahezu alle großen europäischen Mächte vertreten waren. 

Rathaus des Westfälischen Friedens

Unser Rundgang beginnt auf dem Prinzipalmarkt vor den Fassaden des nach dem Krieg wieder aufgebauten Rathauses und weiteren Kaufmannshäusern. Das Rathaus hat für die Münsteraner und darüber hinaus eine große symbolische Bedeutung, wurde doch hier am 24. Oktober 1648 der Westfälische Frieden unterzeichnet. Vorausgegangen war ein fünf Jahre währender Friedenskongress aller Kriegsparteien, der zugleich in Münster (katholische Kriegsparteien) und Osnabrück (evangelische Kriegsparteien) tagte. Es war der erste internationale Kongress, auf dem nahezu alle großen europäischen Mächte vertreten waren. 

Friedenssaal

St.-Paulus-Dom

Der St.-Paulus-Dom ist eine römisch-katholische Kirche in Münster unter dem  Patrozinium des Apostels Paulus. Die Kathedrale des Bistums Münster zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten in Münster und ist neben dem historischen Rathaus eines der Wahrzeichen der Stadt.

Blick in den gotischen Teil des Doms – vorne links Christopherus

Gaststätte Töddenhoek

Abends kehren wir in der Gaststätte Töddenhoek ein. Auf der Webseite der Gaststätte heißt es:

„Herzlich willkommen im Töddenhoek, Ihrer urigen Traditionsgaststätte im Herzen Münsters! Seit mehr als sechs Jahrzehnten verwöhnen wir unsere Gäste in gemütlich-westfälischer Atmosphäre mit regionalen und hausgemachten kulinarischen Spezialitäten. Kehren Sie bei uns ein und genießen Sie den Aufenthalt in einem einzigartigen Ambiente!“

Und so fühlen wir uns auch. Wir essen und trinken gut und unterhalten uns Bestens. 

Unsere Gruppe vor der Gaststätte Töddenhoek

Mit dem Solarboot über den AAsee zum Mühlenhof

Nach der Mittagspause, die wir in verschiedenen Bistros und Restaurants verbringen, wandern wir zum Aasee. Es nieselt leicht. Wir schippern mit dem Solarboot von den Aaseeterrassen über den AAsee zum Mühlenhof.

Unser Solarboot auf dem Aasee

Mühlenhof

Unsere Führerin ist die über achtzigjährige Helma Freese in landesüblicher Sonntagstracht, die zum Kirchgang getragen wurde. Humorvoll und voller Witz führt sie uns über den Mühlenhof.

Rundgang über den Mühlenhof mit Helma Freese

Der Mühlenhof ist ein Freilichtmuseum. Träger ist der Verein „De Bockwindmüel“ mit 800 Mitglieder. Initiator des Mühlenhofs war Theo Breider der ehemalige Verkehrsdirektor von Münster. Als erstes erwarb er 1959 die Bockwindmühle aus dem Emsland und legte damit den Grundstein für das Mühlenhof-Freilichtmuseum Münster auf der „Sentroper Höhe“. Bockwindmühlen drehen sich als Ganzes um einen „Sterz“. Das ist ein massiver und bearbeiteter Stamm aus Eichenholz. Für diese  Bockwindmühle wurde er schon einmal erneuert.

Die Bockwindmühle – Herz des Freilichtmuseums

 

Samstag, 30. Juli

Billerbeck

Wo liegt Billerbeck? Keiner von uns kannte diesen kleinen Ort im Münsterland mit seinen 12.000 Einwohnern. Nur wenige Kilometer von Münster entfernt kommen wir kurz vor 10 Uhr in Billerbeck an. 

Unsere Gruppe besichtigt als erstes den Dom, heute eine römisch-katholische Wallfahrtskirche. Er gilt als Wahrzeichen der Stadt. 1234 wurde mit dem Bau einer romanischen Ludgerus-Kirche begonnen. Später abgerissen wurde an ihrer Stelle von 1892 bis 1898 der heutige die Stadt prägende Dom gebaut. Billerbeck ist ein wichtiger Ort der Ludgerus-Verehrung, dem Bistumsgründer von Münster, der hier 809 starb.

Dom in Billerbeck

Über den kleinen Fluss Berkel wandert die etwas flottere Gruppe bis zur Kolvenburg, einem historisch bedeutsamen Baudenkmal inmitten der malerischen Berkelaue.

Erbaut wurde die Kolvenburg um 1246 von Sweder von Billerbeck als kleiner Adelssitz. Nach vielen Besitzerwechseln und mehrfachen Umbauten gehört sie heute zum Kreis Coesfeld, der die Kolvenburg 1966 pachtete und dort ein Kulturzentrum einrichtete.

Die „flotte Gruppe“ rastet vor der Kolvenburg

Zu Besuch bei Annette von Droste-Hülshoff

Am Nachmittag besuchen wir die Burg Hülshoff, wo Annette von Droste-Hülshoff 1797 als zweites von vier Kindern geboren wurde. Sie gilt als bedeutendste deutschsprachige Dichterin des 19. Jahrhunderts. Umgeben wird die Burg von einer weitläufigen Parkanlage. Heute befindet sich in dem Wasserschloss ein Museum. Unsere Gruppe erhält in zwei Führungen durch einige Räume der Burg und durch den Park einen Einblick in das Leben der Dichterin und des Adels jener Zeit.

Annette von Droste-Hülshoff

Sonntag, 31. Juli

Soest

Die letzte Station unserer Jahresfahrt ist Soest in der fruchtbaren Soester Börde. Soest hat noch immer eine gut erhaltene Stadtmauer.

Kirche St. Maria zur Wiese

Unser erstes Ziel ist die evangelische Wiesenkirche oder Kirche St. Maria zur Wiese. Sie hat einen romanischen Vorgängerbau und hieß „Maria in palude“ (Maria im Sumpf).

Einzigartig ist die Darstellung des „Westfälischen Abendmals“. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Handlung des letzten Abendmahls wurde vom Künstler nach Westfalen verlegt. Anstelle von ungesäuertem Brot und Wein gibt es die Spezialitäten der Soester Heimat. Auf dem Tisch steht links ein Schweinskopf, rechts ein Schinken. Der sechste Apostel von links hat einen Bierkrug mit Deckel in der Hand, am rechten Bildrand trinkt gerade ein Apostel aus einem Bierkrug. Neben dem Schinken stehen auch Schnapsgläser. Unter dem Tisch steht ein Korb mit westfälischem Brot, ganz rechts am Bildrand hat jemand ein Stück Brot in der Hand. In der mittelalterlichen Tischgemeinschaft sitzt Jesus inmitten seiner Apostel. Einer sitzt vor dem Tisch. An dem Beutel, den er in der rechten Hand hält, erkennt man, dass es Judas ist, der die Verratssilberlinge im Beutel hat. Einige Interpreten meinen, dass seine linke Hand nach dem Stück Brot greift, das Jesus gerade mit seiner rechten Hand austeilt. Das Motiv Mönch mit Schweinskopf wird jedoch auch als Kritik an die Völlerei in den Klöstern gedeutet. Das Brot im Korb – jahrelang als Soester Pumpernickel gedeutet – sei ein Kölner Landbrot, hat jüngst eine Doktorandin herausgefunden. Das hörten die Soester allerdings gar nicht gerne, wirkt doch bis heute die historische Feindschaft zu den Kölnern noch nach.

Westfälisches Abendmal

Am Vreithof und Archigymnasium

Am Vreithof ist ein zentraler Platz in Soest umrahmt von schönen Fachwerkhäusern. Bürger, die  hier wohnten waren „Frei“ von Steuern.

Eine Stele und ein im Pflaster eingelassener Grundriss erinnert an das Archigymnasium. In das 1570 errichtete Renaissance-Schulgebäude zog die 1532 gegründete Lateinschule ein. 1620 wurde die Schule Archigymnasium (Obergymnasium) genannt. 

1681 besuchten 100 Schüler, 56 einheimische und 44 auswärtige, in vier Klassen das Archigymnasium. 1821 wurde das baufällige Renaissance-Schulgebäude abgerissen und ein Schulneubau an der Ostseite des Rathauses errichtet. Viele namhafte Persönlichkeiten u.a. Konrad Duden arbeiteten dort als Lehrer und Prorektor (1859 bis 1869) oder waren Schüler des Archigymnasium. 

Soester Wippe

Die gelbe Soester Wippe am Großen Teich war ein Gerät zur Bestrafung von Garten- und Felddieben und wurde in der Stadt vom 14. bis ins 18. Jahrhundert genutzt. Es handelt sich um eine Art Treppe, die wie eine Wippe kippt, sobald der Malefikant (Missetäter) den Angelpunkt überschreitet. Da sich die Wippe direkt am Ufer des Großen Teiches  befand, fiel der zu Bestrafende, sobald er durch das Kippen der Wippe sein Gleichgewicht verlor, ins Wasser. 

eute ist es eine Gaudi zum SoesterBürgerschützenfest (zu Johanni). Am darauffolgenden Dienstag folgt traditionsgemäß das „Wippen in den großen Teich“. Hierbei werden bekannte Soester Bürger und ein Schützenbruder in den Teich gewippt.

Soester Wippe

Luise-Meier-Weg

Der Luise-Meier-Weg erinnert an Luise Meier (1885 – 1979), die während des Zweiten Weltkrieges insgesamt 27 Juden zur Flucht in die Schweiz verhalf. Sie wurde postum als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet. Von 1909 bis 1930 wohnte sie mit ihrer Familie in Soest bevor sie mit der Familie nach Berlin zog. Dort führte sie eine Pension, in der Juden lebten, die auf eine Ausreise hofften. Als die Pension 1941 zwangsweise geschlossen wurde, verhalf sie ehemaligen inzwischen untergetauchten Bewohnern – manchmal mit gefälschten Papieren – zur Flucht in die Schweiz. Im Mai 1944 wurde sie in Singen verhaftet. Ihr Fall wurde an den Volksgerichtshof in Berlin abgegeben, aber nicht mehr verhandelt. Im April 1945 wurde sie von alliierten Truppen befreit. Den Rest ihres Lebens verbrachte sie in Soest. 

Rathaus Soest

Das heute als Rathaus bekannte Barockgebäude, der Westflügel, entstand in den Jahren 1713 bis 1718, einer Zeit, in der sich Soest seit Jahren deutlich im Niedergang befand, aber seine weitgehende Selbstständigkeit immer noch zu wahren vermochte. Die neunbogige Vorhalle des barocken Rathauses war früher an Kaufleute vermietet.

Rathaus Soest

Möhnetalsperre

 

Möhnetalsperre

 Die Möhnetalsperre ist zum Abschluss unserer Jahresfahrt ein lohnendes Ziel. Wir steigen auf die Staumauer und machen einige Fotos mit dem See im Hintergrund.

Auf der Staumauer