Burg Eltz – Bernkastel-Kues – Trier – Luxemburg – Echternach – Koblenz
Vielfältig und anregend, so lässt sich die diesjährige Jahresfahrt des Vogelsberger Kultur- und Geschichtsvereins am besten charakterisieren.
Zunächst ging es zur Burg Eltz. Die Burg gehört mit ihren Türmchen und Erkern zu den schönsten Burgen Deutschlands. Sie wurde nie zerstört und ist nach 8 Jahrhunderten immer noch im Besitz von drei Stämmen der Familie der Grafen von Eltz. Bei der Führung durch die Burg konnte man sehr gut die unterschiedlichen Ausstattungsvorlieben der einzelnen Familienzweige erkennen. Nur der große Rittersaal wurde gemeinsam genutzt. Die exponierte Lage auf einer Bergkuppe erlaubte keine bauliche Erweiterung.
Die Weiterfahrt führte nach dem quirligen Bernkastel-Kues. Hier erfuhren die Teilnehmer/innen viel über die verheerenden Hochwasser der Mosel. Ursachen dafür waren unter anderem kalte Winter, die zu Eisgang führten. Die Schollen wurden durch die Brücken aufgehalten, stapelten sich und bildeten einen mehrere Meter hohen Damm, der die Häuser der Innenstadt bis zu 8 Meter hoch überfluteten bis es gelang den Damm zu brechen worauf sich das Ganze flussabwärts wiederholte. Nach ausgiebiger Besichtigung der schmucken Fachwerkhäuser im romantischen Gassengewirr der Stadt und einer Verschnaufpause am Marktplatz mit dem wunderbar gearbeiteten St. Michaelsbrunnen aus der Spätrenaissance und dem 600 Jahre alten Spitzhäuschen, dem ältesten Fachwerkhaus an der Mittelmosel ging es weiter nach Trier.
Unser Tag in Trier begann mit einer Erlebnisführung in der Porta Nigra. Ein römischer Zenturio im Glanz seiner Paraderüstung entführte die Vogelsberger in die Zeit, als Rom die Welt regierte, Trier eine der mächtigsten Städte der Welt war, von der aus der Kaiser die Geschicke des Imperiums leitete. Spannend, unterhaltsam und humorvoll ließ er alle jene zum Leben erwachen, die in diesem Tor aus und eingingen: Kaiser und Krieger, Bischöfe und Barbaren, lebendig Eingemauerte und teuflische Dämonen. Erschöpft von den vielen Geschichten (und den vielen Treppen) konnte man sich bei einer Schifffahrt auf der Mosel wunderbar entspannen.
Nach einer Mittagspause in einer der vielen Gaststätten am Moselufer Zurlauben waren alle wieder fit für die Führung durch die Altstadt von Trier mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten aus vielen Jahrhunderten. Wunderbar die riesige Konstantinbasilika von 310 nach Christus. Sie war Repräsentations- und Empfangshalle der römischen Kaiser und gilt als der größte erhaltene säulenlose Raum der Antike. Seit 1856 wird die Halle als evangelische Kirche genutzt und die Teilnehmer/innen kamen in Genuss eines kurzen Orgelkonzertes.
Hinter der Basilika das im Renaissancestil errichtete kurfürstliche Palais mit einem wunderbar gepflegten Palastgarten lässt noch die Pracht erahnen, mit der sich die Kurfürsten und Bischöfe im 17. und 18. Jahrhundert umgaben. Sehr interessant auch das Dreikönigshaus in der Simeonstraße. Erbaut um 1230 als Wohnturm mit prächtiger Fassade war es ursprünglich einige Meter über der Straße nur über eine Holztreppe oder Leiter zu erreichen, die im Angriffsfall schnell nach oben gezogen werden konnte. Gegenüber dem Eingang zur ehemaligen Judengasse. Die steinerne Pforte von 1219 ist mit drei sehr schönen Fachwerkhäusern überbaut und wurde im Mittelalter nachts mit einem schweren Tor verschlossen.
Abschluss fand die Führung im Dom St. Peter, der ältesten Bischofskirche Deutschlands mit Stilelementen aus den 1700 Jahren seines Bestehens. Hier liegt der Heilige Rock, das Gewand Christi, das der Legende nach von der Mutter Kaiser Konstantins im Jahr 324 nach Trier gebracht wurde. Er wird zu besonderen Anlässen gezeigt. Uns blieb nur der Anblick des geschlossenen Reliquienschreins.
Aktuell wird in Trier an den 200. Geburtstag von Karl Marx gedacht. Er wurde hier geboren. Sogar in unserm Hotelzimmer hing ein Bild von ihm. Natürlich ließ sich auch nicht das von China gestiftete Denkmal übersehen.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es am nächsten Tag nach Luxemburg. Auf dem Wochenmarkt fielen zunächst die exorbitanten Preise auf, die für Kirschen und Erdbeeren verlangt wurden. In dem kleinen Land wird sehr gut verdient. Man kann es sich leisten. Die hohen Einkommen führen aber dazu, dass es sehr viele Einpendler aus Frankreich und Deutschland gibt, die in ihren Ländern günstig wohnen, hier von den hohen Löhnen und einem umfassenden Sozialsystem profitieren. Andererseits gibt es allein in Trier 55 Schuhgeschäfte, weil die Luxemburger umgekehrt die niedrigeren Preise in Deutschland und Frankreich für ihre Einkäufe nutzen. Luxemburg hatte eine der größten Festungsanlagen Europas, von der noch immer große Teile erhalten sind. Wir verzichteten auf den Besuch der Kasematten und genossen lieber den schönen Blick von der Corniche, dem Fußweg am Rand eines steil abfallenden Felsens, auf die verschiedenen Siedlungen im Tal. Im Stadtmuseum konnte man noch das Modell der Stadt und ein Panoramabild bewundern, bevor es vorbei am Stadtpalais des Grafen von Luxemburg und dem übersichtlichen Parlamentsgebäude zurück zum Ausgangspunkt ging.
Am Nachmittag besuchten die Vogelsberger Echternach, eine Stadt etwa so groß wie Schotten. Weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde sie durch die Echternacher Springprozession, die immer am Dienstag nach Pfingsten stattfindet. Im Gegensatz zu Herbstein wird allerdings nicht gesprungen, sondern in Fünferreihen im Polka Rhythmus gehüpft. Dabei beteiligen sich vom Kindergartenkind bis zum Senior alle Echternacher und darüber hinaus mehr als 10.000 Pilger aus aller Welt. Die Prozession führt durch die Stadt zur mächtigen romanischen Basilika des heiligen Willibrord, dort hinab in die Krypta, vorbei an seinem Sarg und weiter zum Marktplatz, wie ein Video anschaulich verdeutlicht. Berühmt ist Echternach auch für seine Schreibschule, wobei das kostbarste Exemplar, der mit goldener Tinte geschriebene Codex Aureus heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist.
Am letzten Tag stand noch eine Stadtführung in Koblenz auf dem Programm, einer Stadt in der jeder schon einmal war. Aber kaum jemand hatte die Altstadt mit ihren schönen Plätzen besichtigt, wie dem Florinsmarkt, dem Münzplatz oder dem Jesuitenplatz. Neben den spätgotischen und klassizistischen Gebäuden imponierte der Augenroller in der Turmuhr eines alten Kaufhauses. Er bewegt seine Augen im Takt des Pendels und streckt alle halbe Stunde die Zunge heraus. Der Legende nach ist es das Gesicht eines Raubritters der 1536 auf dem Plan hingerichtet wurde und genau das vor seiner Hinrichtung tat. Wahrzeichen der Stadt aber ist der Schängelbrunnen (Schängel = Lausbub) im Hof des Rathauses, der alle drei Minuten eine Wasserfontäne spuckt, die weit über den Brunnen hinausreicht.
Mit einer Seilbahnfahrt vom Deutschen Eck zur Festung Ehrenbreitstein und dem wunderbaren Blick über den Zusammenfluss von Rhein und Mosel fand die erlebnisreiche Fahrt ihren Abschluss.
Das schöne Sonnenwetter der letzten Tage blieb auch bei der Rückfahrt unser Begleiter und trug zum Gelingen der vier ereignisreichen Tage nicht unerheblich bei.