Der General – Stummfilmevent mit Buster Keaton (2021)

Auf Einladung des Vogelsberger Kultur- und Geschichtsvereins und der Stadtbibliothek in Schotten zeigte Ralph Turnheim Buster Keatons Meisterwerk „Der General“ im Bonhoeffer-Haus.


1895 gab es die ersten bewegten Bilder der Brüder Lumière. Die Ära der Kinofilme hatte begonnen. Im gleichen Jahr wurde Buster Keaton geboren, neben Charlie Chaplin einer der großen Könner der Stummfilmzeit. Vom Bildungsbürgertum wurden die Filme anfangs verachtet. Sie galten als billige Unterhaltung für das Volk, während sie selber das Theater vorzogen. Filme wurden überall vorgeführt, in Kneipen, Zelten oder Scheunen und dazu gab es am Anfang auch immer einen Erzähler, der dem geneigten Publikum die Geschichten nahebrachten, da nur Wenige die eingestreuten Texte lesen wollten oder konnten.

Diese Tradition greift Ralph Turnheim auf. Er gibt dem Film nicht nur eine Stimme sondern verzaubert sein Publikum mit einem Feuerwerk poetischer Verse, genau abgestimmt auf die einzelnen Phasen des Films. 

Ralph Turnheim zeigte Buster Keatons Meisterwerk "Der General"

Es ist eine Geschichte aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, die auf einer wahren Begebenheit beruhte. Es geht um einen Lokführer, der nur zwei Lieben hat, seine Lok „Der General“ und seine Annabelee. Die lehnt ihn ab, weil er sich nicht freiwillig zur Konföderierten Armee der amerikanischen Südstaaten meldet – wobei er deshalb nicht angenommen wird, weil er als Lokführer gebraucht wird. Seine Lok wird von den Yankees entführt. Er liefert sich eine wilde Verfolgungsjagd, um sie wiederzubekommen. Fast nebenbei befreit er seine zwischenzeitlich entführte Annabelee aus den Händen der Yankees. Als er dann noch wegen seiner „Heldentaten“ zum Leutnant befördert wird gewinnt er auch das Herz von Annabelee seiner zweiten Liebe. Viele Szenen sind von unglaublicher Artistik, wobei alle Stunt Szenen selbst gespielt hat. Auch die Komik kommt nicht zu kurz, wovon die immer wieder lauten Lacher der Besucher zeugten.

Ralph Turnheim als Lokführer Buster Keaton

Der Film fiel zu seiner Entstehungszeit in der öffentlichen Meinung durch und wurde zu einem finanziellen Misserfolg. Vielleicht, weil es nicht opportun war, sich über den Bürgerkrieg lustig zu machen. Erst 35 Jahre später wurde „Der General“ als das Meisterwerk gewürdigt, als das er in die Filmgeschichte eingegangen ist.

 

Die 75 Minuten des Films – nur unterbrochen von einer kurzen Pause – vergingen wie im Flug. Gekonnt und mit charmantem wienerischen Unterton hatte Turnheim die Zuschauer schnell in seinen Bann gezogen. Jede Rolle bekam eine eigene Stimme, eigenen Dialekt und Stimmfarbe. Turnheim hatte kaum Zeit, Luft zu holen, denn auch Hintergrundgeräusche schuf er allein mit seinen Stimmbändern.

Zum Schluss gab es nicht nur lang anhaltenden Applaus, sondern es wurden auch  viele Fragen rund um die besondere Kunst des Stummfilmerzählens beantwortet.