Ausstellung im Heimatmuseum Schotten (April 2025)

Schotten (em). Die Ausstellung »Das letzte Abendmahl im Spiegel der Kunst« ist im Heimatmuseum Schotten eröffnet worden und ist bis Ende April zu den Öffnungszeiten (Mittwoch 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr und sonntags zu denselben Zeiten) zu sehen. Unter den Besuchern konnte die 1. Vorsitzende Dr. Jutta Kneißel auch Pfarrer Frank Eckhardt begrüßen. Unterstützt wird die Ausstellung durch Demokratie leben.

Eckhardt zeigte die geschichtliche und theologische Entwicklung vom Passahmahl bis zur Eucharistie, dem heutigen Abendmahl, auf. Dabei wurden Verbindungen zwischen Judentum und Christentum deutlich.

Pfarrer Frank Eckhardt

Zunächst lud Eckhardt zum Blick auf den »Prototyp der Abendmahlsdarstellungen«, das Fresko von Leonardo da Vinci im Dominikanerkloster Santa Maria Delle Grazie in Mailand. Leonardos meisterhaftes Werk mit seinen bewegten Jünger-Darstellungen in dem Moment, als Jesus sagte: »Einer von euch wird mich verraten«, hat Künstler späterer Generationen inspiriert. Dabei ist das Motiv in der christlichen Kunst weit älter. 

Leonardo da Vincis Abendmahl in der Kirche Santa Maria delle Grazie in Mailand

Drinkuth hat etwa ein Abendmahlbild im französischen Nohan-Vic aufgenommen, das zwischen dem 12. und dem 13. Jahrhundert entstand und nur zum Teil perspektivisch dargestellt ist.

Abendmahl in der Kirche Saint-Chartier bei Nohan-Vic (Frankreich)

Pfarrer Eckhardt ging zurück zum Pessachfest des Judentums, das an die Sklaverei in Ägypten und den Auszug erinnert. Noch heute feiern gläubige Juden zum Pessach-Auftakt Seder mit erinnernden Texten und symbolischen Speisen wie Lammfleisch, bitteren Kräutern und bräunlichem Mus, das an die Sklavenarbeit des Ziegelbrennens erinnert.

Ab dem zweiten Jahrhundert feierten auch christliche Gemeinden eine solches Gemeinschaftsmahl, nun aber in Erinnerung an den Opfertod Christi. Eckhardt ging auf die Deutung der unterschiedlichen Konfessionen ein, verbindend und trennend zugleich.

Nach katholischer Lehre wandeln sich in der Messfeier Wein und Hostie zu Blut und Leib Christi. Luther, der den Begriff Abendmahl prägte, sah dieses Sakrament an die Elemente gebunden, die sich aber nicht wandeln, während die reformierte Kirche darin an Gedächtnismahl an Leidens- und Heilsgeschichte sieht.

Auch das große Abendmahlgespräch von 1529 in Marburg änderte nichts an den unterschiedlichen Sichtweisen. Erst mit der Leuenberger Konkordie von 1973 wurde diese Spaltung in den reformatorischen Kirchen überwunden.

Viele Künstler hätten das Geschehen dieses Mahles in ihre Zeit übersetzt. Vorlieben hätten sich herausgebildet. Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, sei oft mit einem knabenhaft weichen, fast femininen Gesicht abgebildet. 

Abendmahl in der Kathedrale Saint-Christophe von Belfort

Judas, der Verräter mit den 30 Silberlingen wird oft plakativ mit einem Geldbeutel in der Hand dargestellt. 

Abendmahl im Museum Capodimonte in Neapel

Freude am Entdecken stand am Beginn dieser Sammlung: Andreas Drinkuth und Jutta Kneißel gehen gern auf weite Reisen, lernen gerne historische Orte und Kirchen kennen.

Die aufgenommenen Kunstwerke stammen aus mehreren europäischen Ländern. Das vielleicht nächstgelegene ist in der katholischen Kirche St. Jakob (Ockstadt) zu finden.

Fasziniert von den Darstellungen

Drinkuth fotografiert gern und wurde auf das häufige Motiv der Abendmahlsdarstellungen aufmerksam. Zweifellos ist das eine Schlüsselszene der Heilsgeschichte. Er war fasziniert von den unterschiedlichen Darstellungsstilen der Künstler im Einfluss ihrer jeweiligen Epoche, den Wandbildern, Flügel- und Tafelaltären, Reliefs, Kirchenfenstern, den modernen Darstellungen. Mit der Zeit wuchs die Sammlung seiner Fotos, die er jetzt präsentierte.

Abendmahl in der Kirche St. Jacobus in Ockstadt

Im Frankfurter Städel konnte Drinkuth Aufnahmen von Holbeins Dominikaner-Altar machen. Er hat aber auch in österreichischen, italienischen, französischen Kirchen und Museen fotografiert.

Ausschnitt aus Holbeins Dominikaneraltar (Ausstellung im Frankfurter Städel im Januar 2024)

Nachdenklich machen zwei Beiträge aus der Jetztzeit. Als in Frankenberg eine Atomwiederaufbereitungsanlage angedacht schien, entstand ein Protestplakat, das von ferne an das Da-Vinci-Fresko erinnert.

Menschen verschiedenen Alters sitzen mit Jesus an der langen Tafel, Männer und Frauen. Der Kapitalist im blauen Anzug hat hier die Rolle des Judas übernommen.

Protestbild an einer Scheune gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Frankenberg (Hessen, 1982)

Ein Bild mit einer besonderen Botschaft konnte Drinkuth bei Museumsberater Thomas Scheuermann aufnehmen, mit dem das Heimatmuseum Schotten bei der Neugestaltung zusammenarbeitete. Ein befreundeter Künstler hat Christus und seinen Jüngern die Gesichtszüge von Menschen mit Downsyndrom gegeben – auch sie haben Teil an der Passions- und Heilsgeschichte.

Text: Kreis Anzeiger vom 05.04. 2025

Fotos: Drinkuth mit Ausnahme von Leonardo da Vincis Darstellung in der Kirche Santa Maria delle Grazie in Mailand (Internet) und dem Protestbild gegen die Wiederaufbereitungsanlage von Kirsten Hauer