Auf den Spuren der alten Handelsstadt Frankfurt am Main (2016)

Die Handels- und Messestadt Frankfurt war kürzlich das Ziel des Vogelsberger Kultur- und Geschichtsvereins. Unter kundiger Führung von Gästeführer Dieter Wesp besichtigten die Besucher zunächst einige der ältesten Geschäfte der Stadt. Dazu zählt zum Beispiel die Firma Wächtershäuser mit seiner Riesenauswahl an Knöpfen, Nähseiden und anderen Kleinigkeiten, die das Nähen erleichtern. Bartträger können im Bürstenhaus Frankfurt die gerade sehr gefragten Bartbürsten erwerben. Im Messerhaus Dotzert kann man auch heute noch seine Messer schärfen und sich die Qualitätsunterschiede bei Küchenmessern erläutern lassen. Samen Andreas erfüllt dem Hobbygärtner auch ausgefallene Wünsche für Garten und Balkon. Ein gerade herauskommender Kunde schwört auf diesen Fachhandel. Bei Pelz-Türpitz probierten der weibliche Teil der Besucher einige der exquisiten Pelzmäntel. Sie werden in der eigenen Werkstatt im selben Haus oder in Italien manuell gefertigt.

So ein Pelzmantel macht doch was her

Glücklicherweise können sich diese Geschäfte noch in der Frankfurter Innenstadt gegenüber den großen Ketten behaupten, weil sie entweder den Besitzern gehören oder eine zu kleine Grundfläche haben, um für große Ketten interessant zu sein. Ansonsten werden sie gnadenlos vom Markt verdrängt, wie z.B. die alteingesessene Buchhandlung Carolus die einer Filiale von Butlers weichen musste. Das Haus gehört dem Bistum Limburg, das schließlich auf eine gute Verwertung seiner Immobilien achten müsse, so die Begründung. Dass damit Frankfurt wie auch andere Großstädte ihren unverwechselbaren Charakter verlieren, scheint niemanden wirklich zu interessieren.

Hinter der Liebfrauenkirche verweilten die Besucher einige Zeit in einem Raum der Stille mitten in der Stadt. Hier leben immer noch 6 Kapuzinermönche, die unter anderem Obdachlosen jeden Morgen ein kostenloses Frühstück bereiten.

An den Stoltzehöfen, die gerade zu einer der vielen Luxuswohnanlagen in Frankfurt umgebaut werden, erfuhren die Gäste einiges über diesen unerschrockenen Frankfurter Demokraten. Friedrich Stoltze gehörte zu den 30.000 Menschen, die 1832 auf dem Hambacher Schloss für nationale Einheit, Freiheit und Volkssouveränität demonstrierten. Leider erlebte er die deutsche freiheitliche Demokratie nicht mehr, für die er lebenslang kämpfte. Sein politisches Werk ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Unser Stadtführer zitierte aus seinem Freiheitslied: “Und wann die Siegeshörner blasen und glüht der Völker Morgen rot, heb ich hinweg den leichten Rasen und rufe Freiheit noch im Tod“. Auch das Denkmal des Frankfurter Chemikers und Nobelpreisträgers Otto Hahn wurde besichtigt. Der später hochgeehrte Entdecker der Kernspaltung war im ersten Weltkrieg aber auch Mitglied einer Spezialeinheit für chemische Kriegsführung mit Giftgasen.

Einer der Höhepunkte des Ausflugs war die Kleinmarkthalle, die nach den Bombennächten des 2. Weltkriegs wieder neu errichtet worden war. Mit ihren Ständen spiegelt sie die ganze kulturelle Vielfalt Frankfurts wider. Kaum einer der 30 Teilnehmer/innen konnte den verlockenden Angeboten an Fleisch, Käse, Gewürzen, Schokoladen und vielen anderen Leckereien widerstehen.

Bei diesen leckeren Angeboten kann frau kaum widerstehen

Von hier ging es zur Staufenmauer und damit dem Ort, an dem sich früher die Frankfurter Judengasse befand, das älteste Ghetto in Europa. Sehr deutlich ist noch die Krümmung der alten Gasse erkennbar, ebenso wie eines der Tore, mit dem der Bezirk allnächtlich verschlossen wurde. Anselm Rothschild, Begründer des berühmten Bankhauses, wurde hier geboren.

Mit einem Besuch einer Tapas Bar endete der ereignisreiche Ausflug in bester Stimmung.